Linienbeschreibung der B147Vt(LS)
Bild vom Januar 2017 – Das Volk sitzt
in der Wintertraube
B147Vt(LS)
= ilv.16-B14Vt(RHO) ins B74Vt(KK):
imq.13-EL61(KK)
hbg B235(PJ): etc.
Breeder |
Birth |
Pedigree |
Eval. |
Vitality of |
Temper |
Swarm. |
Fecon- |
Crop |
Overwin- |
Building |
Varroa |
HYG+ |
Treated |
Tester |
||||
number |
year |
of queen |
year |
bees |
brood |
of bees |
tendency |
lity |
Early |
Summ. |
tering |
Combs |
Propol. |
number |
VSH+ |
after 24 h |
code |
|
B14Vt(RHO) |
13 |
EL61(KK)
x B235(PJ) |
14 |
5 |
- |
4 |
5 |
4 |
- |
- |
5 |
- |
- |
5 |
- |
- |
Not
treated |
RHO |
B74Vt(KK) |
14 |
B56Vt(KK)
x EL41(KK) |
15 |
5 |
5 |
5 |
5 |
- |
6 |
5 |
5 |
- |
- |
4 |
- |
- |
Not
treated |
KK |
B147Vt(LS) |
16 |
B14Vt(RHO)
x B74Vt(KK) |
17 |
6 |
6 |
5 |
6 |
6 |
- |
6 |
6 |
6 |
4 |
6 |
87,5 |
|
- |
LS |
B148Vt(LS) |
16 |
B14Vt(RHO)
x B74Vt(KK) |
17 |
6 |
6 |
4 |
6 |
5 |
- |
4 |
5 |
5 |
5 |
6 |
62,5 |
|
- |
LS |
Evaluation scale: from 1 to
6. 1 = very bad. 3 = bad average. 4 = good average.
5 = great performance. 6
= optimum looked for in this feature.
Ouelle: http://perso.unamur.be/~jvandyck/homage/elver/reines/B147Vt(LS).16.html
Die Mutter der B147Vt(LS) ist
die B14Vt von Ralf Höling. Ralf erhielt diese in 2014
als junge begattete und bereits ohne Behandlung überwinterte Königin von
Altmeister Josef Koller. Josef beschäftigt sich seit fast 20 Jahren mit dem
brandaktuellen Thema “Behandlungsfreie Völkerführung”. Ist es doch die größte
Herausforderung in der heutigen Imkerei, eine varroatolerante
oder varroaresistente Biene zu erzüchten.
Viele hatten dafür anfangs nur ein Schmunzeln übrig und kippten weiter alles
Mögliche in ihre Völker. Seit dem Import von Primorskiköniginnen
im Jahr 2000 versucht Josef auf züchterischem Wege dem Problem Varroamilbe Herr zu werden. Als Grundlage dienen ihm dabei
die Primorskibiene, die Elgonbiene
und die Buckfastbiene. Gerne können sie seine
Entwicklung, die Fortschritte, aber auch die Rückschläge auf diesem Gebiet der
Bienenzucht auf seiner Homepage nachlesen. Sie erreichen diese unter http://www.josefkoller.de/index.php.
B147Vt(LS) ist eine F11 einer
Elgonabstammung. Elgon ist
nicht etwas ganz neues, sondern eine Zuchtlinie der Buckfast, die hauptsächlich
auf der a.m.monticola von Erik Österlund
basiert. Die Monticola stammt aus Kenia in Afrika. An den Berghängen des
Kilimandscharo suchte schon Bruder Adam nach geeigneten Eigenschaften zur
Erreichung einer Varroa-Resistenz. Er schrieb dazu in einem seiner letzten
Reiseberichte (ADIZ 1988 22(8) S. 277-278 und (9) S. 300-302):
“Soweit
wir heute feststellen können, werden wir - wenn überhaupt irgendwo - in Afrika
die Vorbedingungen zu einer Varroa-Resistenz finden. Es liegen dort extrem
nachteilige, sowie äußerst wertvolle Leistungseigenschaften in maximaler
Intensität zugleich vor. Allerdings, wer Mendels Lehre erfasst hat, weiß,
dass mit zweckdienlicher Auslese und Paarungen die Kreuzungen allein zu den
wirtschaftlich wertvollsten Kombinationen führenÉ”
Josef kombinierte seine Elgonbienen mit Primorski und
Buckfast. Dazu nutzte er “raffinistisch” veranlagt Mondscheinbegattung
in der Oberpfalz und die Drohnenlinien der bayerischen Buckfastbelegstellen.
Von typischen
Rasseneigenschaften in der 11. Filialgeneration einer Ausgangsrasse wie
Monticola zu sprechen, halte ich persönlich sowieso für nicht zielführend in
unserm Zuchtsystem. Da wird nach meiner Meinung zu viel “hype”
darum gemacht. Eine mathematische Betrachtung spare ich mir. Es kann sich jeder
selbst an den Rechner setzen und 100 % (Gene der Ausgangslinie) 11x durch 2
teilen, was sich dabei an Resterbgut von der Zuchtmutter ergibt?
Es ist
jetzt Buckfast!
B147Vt hat buckfasttypische hervorragende Eigenschaften:
- hohe Vitalität und
breite Genetik,
- sehr gute Sanftmut,
- geringe
Schwarmtendenz durch brutraumferne Honigstapelung,
- sehr gute
Fruchtbarkeit,
- hohe Honigerträge,
- gute Überwinterung
bei geringem Futterverbrauch,
- sehr guter Bautrieb.
Einzig der Propolissammeltrieb könnte vielleicht etwas verhaltener
sein? Letztendlich wollen wir diesen aber bewusst nicht völlig unterdrücken.
Vielleicht korrespondiert dieser ja mit dem sehr guten Verhalten hinsichtlich Varroabefall? Wir wissen es noch nicht! Ralf Höling sagt, es besteht gute Evidenz, dass Völker, die viel
Propolis verwenden, gesunder sind. Und es gibt
inzwischen einige wissenschaftliche Studien die diesen Umstand belegen. Die
Zucht auf verbesserte Varroatoleranz müssen wir auf
jeden Fall weiter verstärken.
Mutter (B14Vt) wie auch
Vater (B74Vt) der B147Vt haben ohne Behandlungen mehrere Jahre bei Ralf Höling und Josef Koller überlebt. Wir wählten daher gemeinsam
in der Projektgruppe genau diese beiden Abstammungen im Frühjahr 2016 als erste
Buckfastlinien für unser VSH-Zuchtprojekt bei
Buckfast Bayern/Süd aus. Kombinationen beider Linien überzeugten dabei im
vollen Umfang. Es ergaben sich einige hervorragende VSH-Werte unter fachkundiger
Betreuung durch die Arista Bee Research Stiftung mit BartJan Fernhout aus den
Niederlanden. Unerfahren in Überwinterung von eindrohnbesamten
(=sdi, single drone insemination) Kleinsteinheiten
(Miniplus mit 2 Zargen), haben wir uns dazu
entschieden auf eine Behandlung dieser VSH-Kombinationen zu verzichten.
Lediglich die als “back-up” gedachten mehrdrohnbesamten hochprozentigen Kombinationen, die für
das ganze Projekt von entscheidender Bedeutung sein können, wurden bei mir im
Winter mit Oxalsäure behandelt. Auch B147Vt mit 87,5% VSH und deren Schwestern
mit 62,5% VSH sind deshalb behandelt worden. Der Varroamilbenbefall
dieser VSH-Völker lag im Winter 2016/17 lediglich zwischen 1 % und knapp unter
3%, später im Jahr waren es maximal ca. 3% Varroamilbenbefall
(Stichproben mit CO2-Methode). Und das auch im Herbst 2017, so dass ich auf
eine Behandlung von B147Vt und deren Schwestern inzwischen ganz verzichtet
habe.
Überhaupt verzichtete ich nicht
nur auf die Winterbehandlung 2016/17 bei den sdi-VSH-Königinnen,
sondern vereinzelt auch bei normalen Buckfastvölkern.
Ohne gezielte Befallskontrolle
kann ich das aber ausdrücklich nicht zur Nachahmung empfehlen! Alles
was über 1% phoretischen (auf Bienen aufsitzenden) Varroamilbenbefall Ende August / Anfang September hat, ist
ein Kandidat für einen Winterverlust. Das muss nicht sein! Es sind zu dieser
Zeit die wenigsten Milben auf den Bienen und einfach noch zu viele Varroas in der Brut. Nichtbehandlung bitte nur bei guten
Kenntnissen und laufender gewissenhafter Kontrolle auch des Brutbefalls durch
das Öffnen von Brutzellen. Sonst erleidet man schnell Schiffbruch und “geht
durch das Tal der Tränen”, wie es Josef Koller aus seiner Erfahrung heraus
immer sagt.
Im Sommer 2017 führte ich in
meiner Imkerei zur Umstellung von Zander auf Zadant
im Brutraum und zur Gewinnung von Varroamilben
für die Infektion unserer VSH-Völker (!) nur noch eine einzige totale
Brutentnahme Ende Juni durch. Und was soll ich sagen: Die Milben werden
weniger, haben aber ihren Schrecken noch nicht verloren. Wir werden weiter
auffällige Völker behandeln müssen und konsequent mit jungen Königinnen aus unserem
VSH-Projekt umweiseln müssen.
Für den Winter 2017/18
verzichte ich nun ganz auf eine Winterbehandlung. Nur auffällige Völker über 1%
phoretischen Milbenbefall wurden im September mit
Oxalsäure behandelt. Zu diesem Zeitpunkt waren meine Völker weitestgehend aus
der Brut.
Allgemein fällt es mir in meiner Imkerei immer wieder
auf, dass der Varroamilbenbefall unmittelbar mit der
Sanftmut korrespondiert. Sind mehr Milben in den Völkern, dann reagieren solche
Völker oftmals etwas gereizter als das bei einem niedrigeren Befallsgrad wäre. Auch das ist ein guter Indikator für Varroamilbenbefall. Es muss nicht immer an den “bösen”
Bienen liegen.
Durch entsprechende weitere Anpaarungen in der Zukunft,
kann man aber in diesem Bereich Varroamilbenbefall sicherlich
noch Verbesserungen erzielen. Viele Züchter in der GdeB
arbeiten zusammen mit der Arista weiter am Ziel Varroaresistenz bzw. Varroatoleranz.
Es wird auch noch etwas Zeit ins Land gehen bevor VSH-Linien auf allen Buckfastbelegstellen in Bayern zur Verfügung stehen werden.
Aber wir arbeiten daran!
Es wäre mein Wunsch, dass sich noch viel mehr unserer
Züchter an diesem VSH-Projekt beteiligen. Selektion auf breiter genetischer
Basis kann nur funktionieren, wenn wir diese breite genetische Basis, die
unsere Buckfastbiene insbesondere auszeichnet,
weiterhin erhalten.
Alle 40 diesjährigen Nachzuchten der B147Vt(LS) mit
87,5% VSH sind mit einer 75%-VSH-Linie von Paul Jungels
V97-3 in 2017 angepaart worden, um eine gleichmäßige
Selektion zu ermöglichen. Auf der Belegstelle Karwendel werden dann die 20 besten
Buckfast-Drohnenvölker im Zuchtjahr 2018 zum Einsatz kommen. Sicherlich kann
auch das ein oder andere Gen zu VSH (= Varroa Sensitive Hygiene) / SMR (= Suppressed Mite Reproduktion =
unterdrückte Milben Reproduktion) bei der Anpaarung mit dieser Drohnenlinie
vererbt werden. Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Die Selektion für
die Drohnenvölker der Belegstelle Karwendel wird sich im Frühjahr in erster Priorität
nach den ganz hervorragenden Buckfasteigenschaften
dieser Linie richten.
Ich empfehle jedem Züchter, der sich wirklich
ernsthaft mit dem Thema VSH/SMR beschäftigen will, sich “auf die Suche” nach
diesen Eigenschaften in seinem eigenen Zuchtmaterial zu machen. Die ganzjährige
Dokumentation des Varroamilbenbefalls - z.B. mittels
CO2 oder durch das Öffnen von Brutzellen - ist ein erster Schritt. Er legt
damit den Grundstock für seine weitere Selektionsarbeit mit Buckfast und dem Zuchtziel
“Überleben ohne biotechnische und chemische Behandlungen”!
Ihr
Stefan Luff
Januar
2018