Zur Diskussion gestellt: Das Problem„Auswertung von Bienenvölkern“Möglichkeiten und Grenzen der Zuchtbetriebe. |
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Original : Der Buckfastimker 10(Heft 4) 2001, S.6-22. Das Diskussionsforum der Buckfastimker |
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Beispieltabelle für einfache und schnelle Auswertung, siehe unten
Breeder | König. | Kö. | Vitalität | Sanft. | Schwarm- | Frucht- | Ertrag | Über- | Wabenbau | Varroa | HYG+ | |||||
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No | Jahre | Abstamm. | Bienen | Brut | trägheit | barkeit | Früh. | Somm. | Herbst | winterung | Wirrb. | Propol. | Zahl | VSH+ | HYG+ | |
214 | 00 | B134 ins B106 | 4 | 5 | 5 | 6 | 4 | 5 | 4 | - | 6 | 5 | 5 | 4 | - | 3 |
259 | 00 | B240 ins B106 | 4 | 5 | 5 | 6 | 6 | 4 | 5 | - | 4 | 5 | 5 | 5 | - | 5 |
286 | 00 | I230 ins B106 | 5 | 4 | 5 | 4 | 5 | 5 | 5 | - | 5 | 5 | 5 | 5 | - | 5 |
158 | 00 | A199 bal B106 | 4 | 5 | 5 | 5 | 5 | 5 | 5 | - | 4 | 4 | 5 | 5 | - | 3 |
Bewertungsskala: 1 bis 6. 1 = sehr schlecht. 3 = schlecht Schnitt. 4 = guter Schnitt. 6 = Optimum der jeweiligen Eigenschaft. |
In Zuchtverbänden, auch in der Gemeinschaft der Buckfastimker, wird eine einheitliche Auswertung und Beurteilung von Bienenvölkern gefordert. Beispiel Sanftmut: Eine 4 als Höchstbenotung (oder 9, spielt hier keine Rolle) könnte etwa bedeuten „auf Rauch kann bei der Bearbeitung verzichtet werden, keine Biene sticht, fliegt auf oder – oder …“. Für mich als Praktiker, der Bienenvölker zu allen Jahres- und zu allen Tageszeiten bearbeitet, in unterschiedlichen Klima und Trachtzonen, wirken derartige fixe Benotungsschemen oft befremdend. Mag sein, daß ich mich täusche, aber eine objektive Auswertung von Bienenvölkern nach starren Schemen ist m.E. kaum möglich.
Die Haltungsbedingungen von Bienenvölkern variieren wie in keinem anderen Bereich der Landwirtschaft, je nach Jahr, Standort, Kleinklima, zufällige Vegetation (Landwirtschaft), natürliche konstante Vegetation, Temperaturgefälle, Bodenverhältnisse, Feuchtigkeitsverhältnisse (die wiederum abhängig sind von der jeweiligen Jahres Witterung insgesamt wie zufällig sowie von den örtlichen Bodenverhältnissen). Aber nicht nur die Leistung ist diesen Gegebenheiten unterworfen, sondern im hohen Masse auch eine Reihe anderer Eigenschaften. So z. B. die Sanftmut, das Schwarmverhalten, die Vitalität. Denn selbstverständlich stehen die Vitalität resp. die Krankheitsresistenz von Bienen und Brut in einer direkten Wechselwirkung zum jeweiligen Nahrungsangebot (Pollen und Nektar) aus der Natur sowie den klimatischen Gegebenheiten (Lebenslage).
Vor diesem Hintergrund soll im Folgenden der Versuch unternommen werden, die gesamte Auslesepraxis, wie sie in unserem Betrieb Anwendung findet, nachvollziehbarer werden zu lassen. Die Auswertungskriterien sind der Reihe nach von links nach rechts obiger Tabelle, die auch den Züchtern der GdB als Vorlage dient, entnommen. (Die Eintragungen dienen der Orientierung und sind fiktiver Natur).
Obwohl man aus genetischer Sicht unterscheiden muß zwischen Krankheitsbefall und Lebensschwäche der Einzelbienen des jeweiligen Volkes, sind beide Eigenschaften in der Praxis selbstverständlich in hohem Masse gekoppelt. Lebensschwache (Inzucht-) Bienen haben oft auch Krankheitsprobleme während der kritischen Frühlingsphase, wo der Übergang vom Wintervolk zum Sommervolk erfolgt. Ganz anders die Anfälligkeit gegenüber Viren. Akute und schleichende Paralysis Viren können Bienenvölker gerade auch während der Vollentwicklung im Hochsommer befallen. Man erkennt dies in einem plötzlichen Schwund der Volksstärke, gewöhnlich nach der Frühtracht oder während einer Waldtracht. Aus irgendwelchen unbekannten Gründen fördert die Waldtracht den Virenbefall, dies ganz besonders während der Phase der höchsten Brutausdehnung. Die Intensität der Brutpflege läßt beim Einsetzen einer intensiven Tracht nach, d.h. das Bienenvolk macht dann in größerem Umfang Bienen frei für die Trachtnutzung. Möglicherweise besteht hier ein zu berücksichtigender Zusammenhang.
Eine neue Dimension findet der Virenbefall auch im Zusammenhang mit der Varroatose. Wir wissen heute, daß unbehandelte Bienenvölker nicht oder kaum an den direkten Schäden der Varroamilben zu Grunde gehen, sondern vielmehr an Sekundärinfektionen, in der Hauptsache viralen Erkrankungen. Befallen werden Brut wie auch die erwachsenen Bienen.
Bewertet wird das Verhältnis der Bienenpopulation zur aufgezogenen Brutmenge, ist gleich die Langlebigkeit der Einzelbiene. Berücksichtigt wird dabei der Bienenabgang nach einer intensiven Trachtnutzung sowie das Regenerationsvermögen des Bienenvolkes in der Zeit nach dieser Trachtphase. Zeigen sich unter normalen Verhältnissen irgend welche sichtbaren Krankheitsanzeichen, wird das Volk sofort deklassiert. Jahres- und Standortbedingt muß man bezüglich viraler Erkrankungen differenziert vorgehen (Standort, Waldtracht ja - nein). Zeigen sich im Spätsommer/Herbst Varroaschäden bei normalem Varroabefall, wird die Sommerbewertung korrigiert.
Das Zuchtziel ist klar: Völker ohne Krankheitsanzeichen.
Dem Zuchtziel sehr nahe sind wir bezüglich aller erwähnten Faktorenkrankheiten im Frühjahr. Winterverluste sind nicht das geringste Thema. Verbesserungswürdig sehe ich in erster Linie die Resistenz gegenüber Viren im Hochsommer, besonders im Hinblick auf die Varroatose. Aber auch generell langlebigere Bienen wären/sind ein lohnendes Zuchtziel. Hier sind Bedenken unter 4) mit einzubeziehen (Wechselwirkungen).
In der Regel bedeutet eine geschlossene Brutnestanlage gesunde und vitale Brut. Kranke Brutzellen werden von den Bienen entfernt. Dadurch entstehen Brutlücken. Im Vordergrund aller sichtbaren Brutkrankheiten steht die Kalkbrut, ein Pilzbefall, der sofort durch die weißen Mumien im Bodenbrett und am Flugloch ersichtlich wird. Auch Sackbrut (Virus) tritt gelegentlich auf. Die Ausgangssituation ist vergleichbar wie unter 1). So gibt es beispielsweise kaum ein Bienenvolk, in dem man unter extremsten Bedingungen (z. B. während der Frühjahrsentwicklung bei Kälterückschlägen im April, oder bei anderen Streßfaktoren) nicht einzelne Kalkbrutmumien finden würde.
Brutlücken entstehen aber nicht nur durch Brutkrankheit, sondern genauso bei Inzucht, durch gleiche Sexallele sowie durch schwer definierbare Letalfaktoren. Da beides unter Praxisbedingungen kaum voneinander zu unterscheiden ist, können nur sichtbare Brutfehler in die Bewertung einfließen.
Ein Problem stellt sich bezüglich Varroatose: eines der sinnvollsten Auslesekriterien besteht im Ausräumverhalten der befallenen Brutzellen. Auch dadurch wird das Brutbild löcherig. Man muß folglich den Varroabefall bei der Brut — Beurteilung in Betracht ziehen, ganz besonders in fortgeschrittener Jahreszeit.
Die Bewertung der Brutnestanlage erfolgt daher logischerweise im Frühjahr bis Sommer, in Phasen der höchsten Brutausdehnung. Die Höchstnote kann nur vergeben werden, wenn auch während kritischer Phasen keinerlei Brutkrankheiten sichtbar sind. Deklassiert wird sofort, wenn bei normal guten Wetter- und Trachtperioden deutliche Brutdefekte sichtbar sind. Bei Reinzucht und Inzucht finden sich gelegentlich Brutnestbereiche, wo die entwickelte schlüpfreife Brut nicht schlüpffähig ist. Auch hier erfolgt ein Abzug. Im Hochsommer, bei steigendem Varroadruck ist die Beurteilung aus oben erwähnten Gründen schwierig.
Wie oben, keine sichtbaren Anzeichen von Brutkrankheit. Ausräumen der Zellen bei Schädlingsbefall (Varroa).
Die Buckfast überbrückt ihre nur mäßige Resistenz gegenüber Brutdefekten aller Art durch die großen Volksstärken. Innerhalb der vergangenen 5 Jahre haben wir eine deutliche Verbesserung in der Kalkbrutanfälligkeit erzielt, ohne Anspruch auf Perfektion. Eine Reihe von Kreuzungen sind diesbezüglich der Buckfast überlegen. Heute befinden sich unsere Buckfastzuchten auf dem gleich hohen Stand wie namhafte Carnicaherkünfte.
Mit Recht gilt die Buckfastbiene, auf die unsere Züchtung aufbaut, vielerorts als die sanftmütigste Biene überhaupt. Das andere Extrem findet man in Kreuzungen von iberischen oder südfranzösischen Bienen mit der Carnica. Ob Südamerikanische Bienen noch stechlustiger sind, sei dahingestellt.
Sanftmut der Bienen erleichtert die Arbeit. Allerdings stellt sich die Frage, ob es sich hier nicht (zum Teil jedenfalls) einfach um einen Verlust an demjenigen Eigenschaftskomplex handelt, der die Wehrhaftigkeit des Bienenvolkes darstellt, ein Verlust der somit auch andere Bereiche betreffen könnte. Aus diesem Blickwinkel stellt sich natürlich die Frage, ob extreme Sanftmut vereinbar ist mit der Abwehr von Parasiten, z. B. der Varroamilben. Zumindest gibt es eine Reihe von Beobachtungen, welche darauf hinweisen, daß extreme Sanftmut einhergeht mit völlig passivem Verhalten den Varroamilben gegenüber. Die Frage ist nicht vollständig geklärt.
Innerhalb der letzten Jahre wurde daher das Zuchtziel dahingehend korrigiert, daß statt extremer Sanftmut zu allen Jahreszeiten eine passable Sanftmut, welche eine schnelle Bearbeitung zuläßt, dem Zuchtziel entspricht oder diesem sehr nahe kommt. Verfolgungswut, wie sie unsere urtümliche Rassengruppe Apis mellifera mellifera in ganz Westeuropa zeigte oder etwa wie sie bei orientalischen Rassen zu finden ist, wird dagegen nicht toleriert.
Erwähnt werden muß auch die Tatsache, daß die Sanftmut großen jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen ist und die Abwehrreaktionen eines Bienenvolkes gegenüber Störungen temperaturabhängig sind. Im Frühjahr während der Rapstracht (Spritzzeit??) verhalten sich alle Bienenvölker wehrhaftiger als im Hochsommer, genauso bei kühlen Temperaturen am frühen Morgen sowie bei einbrechender Dunkelheit am Abend. Da die Eigenschaft Sanftmut sehr offensichtlich ist, ist das Zuchtziel denn auch entsprechend einfach zu erkennen, zu erreichen und zu halten.
Bewertungsmöglichkeiten gibt es das ganze Jahr über genug. Erste Bewertungen werden auch hier in kritischen Phasen, während der Rapstracht vorgenommen. Diese können später im Jahr korrigiert werden. Für Unruhe auf den Waben während der Bearbeitung des Volkes gib es Abzüge, genauso bei nervösem Auffliegen von Bienen während der Bearbeitung, und natürlich für Stechlust. Kann ein Volk während der Rapstracht ohne Schleier zügig bearbeitet werden, verdient es eine sehr gute Bewertung.
Werden Völker am frühen Morgen oder generell bei kühler Witterung durchgearbeitet, muß diesem Umstand Rechnung getragen werden.
Schnelle Bearbeitung der Völker zu allen Jahreszeiten, ohne Verfolgungswut der Bienen. Im Sommer bei bienengenehmer Witterung muß dabei auf jegliche Schutzkleidung verzichtet werden können.
Das Zuchtziel ist erreicht, zum Teil überschritten. Des weiteren erwarten wir von standbegatteten Nachzuchten unserer Stammeszuchtmütter, daß diese unabhängig dem Drohnenmaterial der Umgebung, friedfertige Völker hervorbringen.
In Carnicazuchtverbänden wird die Wabenstetigkeit gesondert bewertet. Die Eigenart verschiedener Bienenherkünfte, die Waben während der Bearbeitung zu verlassen, sich an Beute, Futterkränze oder Wabenschenkeln aufzuhängen behindert die Bearbeitung der Völker. Die Suche einer Königin z. B. kann sich dann als fast unmöglich erweisen. Verschiedene Kreuzungen, besonders Carnica Bienen mit Mellifera, zeigen derartiges Verhalten. Reine Anatolier Herkünfte, sowie die reinen meda Bienen waren bei uns auch sehr wabenflüchtig. In Kreuzung mit der Buckfast verschwand diese Eigenart beider Rassen bereits in der F2 fast vollständig. Da die Sanftmut und die Wabenruhe der Buckfast sich offensichtlich sehr leicht in Kreuzungen herauszüchten lassen, fließt die Wabenstetigkeit bei uns in die Bewertung der Sanftmut mit ein.
Verlassen die Bienen bei einer außerhalb der Beute abgestellten Wabe während der Bearbeitung die Brut, kommt es im Frühjahr oft zur Verkühlung gewisser Brutstadien, auf denen sich durch diesen „Streßfaktor“ in der Folge dann Kalkbrut zeigen kann.
Fester Wabensitz geht oft einher mit regelrechtem Festkleben der Bienen an den Waben. Ein Abstoßen der Bienen ist dann fast unmöglich. Ersteres (Wabenstetigkeit) ist erwünscht, das zweite (Festkleben) aber weniger. Hat man die Wahl, dann lohnt es sich hier zu unterscheiden.
Das Zuchtziel Wabenstetigkeit ist bei Buckfastreinzuchten erreicht und kein Thema. Wabenstetigkeit und Sanftmut vererben sich zudem bei Buckfasthochzuchten derart dominant, daß man den von Dr. Mauz et al. festgestellten positiven Einfluß auf die allgemeine Landbiene anderer Rassen hervorheben sollte. Wie unter 3) erwarten wir von standbegatteten Nachzuchten unserer Stammeszuchtmütter, daß diese unabhängig dem Drohnenmaterial der Umgebung, wabenstete Völker hervorbringen.
Neben dem Ertrag ist wohl keine andere Verhaltenseigenschaft von Jahr zu Jahr derart verschieden, wie das Schwarmverhalten. Die Ausprägung dieses Naturtriebes, der eine große Erblichkeit aufweist, ist abhängig von der witterungsbedingten Frühjahrsentwicklung, der Volksstärke, den örtlichen Trachtangebot, der Betriebsweise und vielem mehr. Die Schwarmlust eines Bienevolkes umfaßt aber nicht quantitativ erfaßbare Merkmale, wie hin und wieder dargestellt wird. Man kann also nicht einfach die Zahl der angesetzten Weiselzellen in einer bestimmten Saison als Parameter hinstellen. Vielmehr geht es um die Gesamtverfassung des Bienenvolkes, wenn Schwarmstimmung aufgetreten ist. Schwarmlustige Völker setzen rein zahlenmäßig oft nur wenige Zellen an, 10 oder 15, verfallen damit aber gleichzeitig in den Schwarmdusel. Während dieser Lethargiephase stellt das Bienenvolk bekanntlich nahezu sämtliche Aktivitäten wie Nektarsammeln, Brutpflege, Bautätigkeit etc. ein. Solche Völker sind eigentlich nur durch die Wegnahme der Königin (Zwischenableger, Entweiselung u.s.w.) vom Schwärmen abzuhalten. Abgesehen vom Arbeitsaufwand verpassen sie die Frühtracht, bei Folgetrachten ist dann in der Regel nicht mehr die nötige Volksstärke zur Erzielung guter Ergebnisse vorhanden.
Schwarmträge Völker ziehen währen der Schwarmzeit des öfteren auch Weiselzellen an, arbeiten aber normal weiter. Durch Kontrollen und Ausreißen dieser wird dem Schwarmtrieb entgegengewirkt. Meistens sind bei aufgetretener Schwarmstimmung nicht mehr als 2 Kontrollgänge notwendig um einen schwarmträgen Bienenstamm von der Volksteilung abzuhalten. Grundsätzlich noch folgende Hinweise :
Völker ohne oder mit unwesentlichen Schwarmanzeichen kann man nur gut und sehr gut benoten. Richtig differenzieren gelingt aber nur in Jahren mit erhöhtem Schwarmtrieb, weil dann alle Varianten und Stufen deutlich in Erscheinung treten. In Jahren mit wenig oder kaum Schwarmtrieb werden Völker, welche dennoch deutliche Tendenzen über längeren Zeitraum zeigen deklassiert. Damit scheiden sie aus der Zucht aus. Oft und wie bei keiner anderen Eigenschaft muß man zwischen den verschiedenen Ständen unterscheiden, also zuerst die Gesamtsituation des Standes und eventuell der Region erfassen, um dann Schlüsse für das Einzelvolk zu ziehen.
Der Vermehrungstrieb (Schwarmtrieb bei der Biene) ist ein Urtrieb jeder Lebewesen. Diesen abzustellen wäre unnatürlich. Das Zuchtziel besteht in einer leichten Lenkbarkeit des Schwarmtriebes ohne notwendige Schröpfung und Umgruppierungen des Brutnestes. Schwarmdusel darf in den Völkern dabei nicht auftreten.
Das Zuchtziel ist bei unseren Reinzuchten im hohem Masse erreicht. Kreuzungen bedürfen aber stets strengerer Schwarmkontrollen (Heterosis).
Die Fruchtbarkeit, die sich auf die aufgezogene Brutmenge bezieht, entspringt der Wechselwirkung der Eiablagefähigkeit der Königin und der Brütbereitschaft der Ammenbienen. Sie stellt einen indirekten Leistungsparameter für das Bienenvolk dar denn sie bestimmt weitgehend, und zwar zusammen mit der Vitalität und Langlebigkeit der Einzelbiene, die erzielte Volksstärke. Starke Völker tragen tendenziell mehr Honig ein, sind auch ansonsten pflegeleichter (weil Streßtunempfindlich) und bieten dem Imker mehr Möglichkeiten in der Völkerführung. Ultrafruchtbarkeit bedeutet sehr oft Kurzlebigkeit der Einzelbiene, aber nicht immer (Bruder Adam). Unklar beantwortet ist derzeit die Frage, ob sehr fruchtbare Völker mit Varroamilben zurechtkommen können da eben der gesamte Brutumsatz, auf den sich die Varroamilben bei ihrer Vermehrung stützen, in solchen Völkern erhöht ist. Dies zeigt sich in einem tatsächlich höheren Befall starker Völker. Aber diese vertragen auch sehr viel mehr Milben als schwache Völker, und besitzen zudem ein besseren Regenerationsvermögen. Wichtiger scheint daher die Brutdauer eines Volkes zu sein (wichtig: möglichst ausgedehnte Brutpause Herbst/Winter).
Bewertet werden muß sowohl die Anzahl der Brutwaben wie auch die Ausdehnung der Brutflächen auf der Wabe selbst. Höchstbenotung bekommen Völker, bei welchen die Brutausdehnung im Mai/Juni 9 bis 10 Dadant Waben erreicht, und deren Brutnest nur unwesentlich durch Honigablagerungen in dieser Zeit eingeengt ist. Letzteres ist natürlich trachtabhängig. Zudem fließt die Aufrecherhaltung des Brutmaximums in die Bewertung mit ein. Im Juli erfolgen daher oft Korrekturen der im Mai/Juni erhobenen Werte.
Das Zuchtziel besteht in einem Kompromiß zwischen ausreichender Fruchtbarkeit und einer Reihe anderer Faktoren, welche den Entwicklungsablauf des Bienenvolkes sowie die Leistung desselben bestimmen und mit der Fruchtbarkeit in Wechselwirkung stehen. So z. B. Langlebigkeit der Einzelbiene, Brutrhythmus, Varroatoleranz. Fruchtbare Völker sind in der Regel leichter zu lenken und zu führen, sie bieten dem Imker dazu bessere Möglichkeiten und sind ertragreicher.
Die Buckfast gilt als ausgesprochen fruchtbar. In dieser Hinsicht wird sie übertroffen von der amerikanischen Ligustica (welche aber sehr kurzlebig ist) sowie von einigen Kreuzungen. Da die Zusammenhänge der Fruchtbarkeit und dem Varroabefall unklar sind, bleiben auch die Perspektiven offen.
Im Ertrag spiegelt sich (sofern die Natur mitspielt) das Zusammenspiel aller leistungsbezogenen Faktoren wieder. Ertragsfähigkeit selbst ist nicht eine Komponente die züchterisch direkt zu beeinflussen ist. Wir müssen uns vielmehr auf indirekte Parameter verlassen. In den vorhergehenden Abschnitten wurden die wesentlichen bereits angesprochen, wie Krankheitsfestigkeit, Vitalität, Schwarmträgheit und vor allem auch Fruchtbarkeit. Hinzu kommen natürlich die schwerer definierbaren Eigenschaften wie Fleiß und Findigkeit der Sammelbienen sowie deren Flugkraft. Diese machen letzten Endes, besonders während der Sommertracht, die Ertragsunterschiede aus.
Erträge lassen sich genau messen. Aber nicht von Stand zu Stand übertragen, auch nicht auf wenige Kilometer. Standesmittelwerte wären die Lösung. Problem: Mit wenigen Völkern ist ein Standort heute oft nicht repräsentativ bezüglich Zuchtmaterial des Betriebes. Zufällig 3 schlechte Völker auf einem Stand lassen Mittelmäßigkeit zum Spitzenwert hochschießen. Und Umgekehrt. Damit die Errechnung von Standesmittelwerten einen Sinn ergeben würde, bedürfte es 30 bis 40 Völker pro Berechnungsbasis.
Interessanter sind die Gruppenmittelwerte über alle Stände. Diese werden bei uns denn auch errechnet.
Praxis: 8 bis 12 Völker verschaffen einen Überblick über die Trachtverhältnisse auf dem Stand. In der Regel bietet sich folgendes Bild: 1 oder 2 Völker heben sich deutlich ab, sie erhalten eine gute/sehr gute Benotung. Deutlich abfallende Völker werden deklassiert . Der Rest ist Mittel. Erfaßt wird bei jeder Ernte.
Bedarf keiner Interpretation. Selbst aus ökologischer Sicht kann man keine begründeten Bedenken gegen Höchstleistungen bei Bienenvölkern einwenden. Höchstleistungen bei Bienenvölkern stellen das „harmonische Zusammenspiel aller leistungsbezogenen Elemente“ dar (Bruder Adam), inklusive dem der Trachtpflanzen und den klimatischen Gegebenheiten. Das Zuchtziel besteht aber nicht einseitig in der Erzielung absoluter Höchstleistung, sondern der Arbeits- und Zeitaufwand pro Bienenvolk bestimmt genauso die tatsächliche Betriebsleistung mit. Ein konkretes Beispiel: Die Kapazität einer Imkerei wird entschieden bestimmt durch die Arbeitsspitze verursacht durch das Schwarmverhalten der Völker. Ist Höchstleistung, etwa über eine übermäßige Vitalität der Einzelbiene, gekoppelt an einen nicht zu bewältigenden Schwarmtrieb, so kann diese sich als unwirtschaftlich erweisen. Abgesehen von dem nicht zu bewältigenden Arbeitspensum kann nämlich Schwarmdusel im entscheidenden Moment auch erhebliche Ertragseinbußen verursachen. Dies, obwohl solche Völker, nach arbeitsintensiven Eingriffen, in Spättrachten Höchsterträge bringen können.
Die Buckfast zählt weltweit zu den leistungsfähigsten Zuchtstämmen überhaupt. Bestätigt wird dies nicht zuletzt durch die Tatsache, daß die Berufsimker aller Kontinente sich mehrheitlich dieser Biene bedienen.
Die Neigung alle Waben der Nisthöhle mit Wachsbrücken zu stabilisieren hat in der Natur gewiß ihre Berechtigung. In modernen Bienenkästen ist sie überflüssig und behindert die Arbeit. Diese lästige Eigenschaft läßt sich durch konsequente Auslese relativ gut abstellen. Bei Auskreuzung sowie bei unkontrollierter Standbegattung geht sie aber schnell wieder verloren. Stehen Völker in einer guten Tracht unter Raummangel, wird selbstverständlich von allen Bienen jeder freie Raum verbaut und mit Nektar gefüllt. Dieser Notbau und die Neigung zum spontanen Verbauen darf man nicht verwechseln.
Zweckmäßig bewertet man nicht bei Volltracht, sondern eher bei mäßiger Tracht und in Trachtpausen. Höchstbenotungen bekommen Völker, welche trotz guter Tracht am Absperrgitter keine und zwischen den Honigräumen kaum Wachsbrücken errichten. Deklassiert werden Völker, welche trotz ausreichend Raum, trotz Baugelegenheit scheinbar ohne Grund das Absperrgitter und die Beutenzwischenräume mit Wachbrücken belegen.
Völker welche bei richtiger Beutenkonstruktion am Absperrgitter und zwischen den Zargen keinerlei Wildbau errichten lassen sich nicht nur schnell bearbeiten, das lästige, ethisch und ästhetisch verwerfliche
Bienengequetsche entbleibt auch vollständig.
Der Buckfaststamm ist der einzige bekannte Bienenstamm, bei dem bezüglich dieser Eigenschaft überhaupt einer Auslese erfolgt. Entsprechend hoch liegt das Zuchtniveau im Vergleich zu anderen Zuchtrassen.
Als Propolis bezeichnet man jene harzigen und balsamischen Substanzen mit zäher Konsistenz, die von den Bienen von jungen Knospen verschiedener Pflanzenarten aufgenommen und in den Stock getragen werden. Diese Stoffe werden durch beimengen von Sekretionen der Bienen aus deren Halsdrüsen umgewandelt und angereichert. Im Bienenvolk wirkt die Propolis keimhemmend. Es benötigt eine gewisse Menge Propolis, um damit unzugängliche/unkontrollierbare Stellen der Behausung zu verschließen sowie um den gesamten Wabenbau laufend zu sterilisieren. Bei der Bearbeitung von Bienenvölkern ist Propolis aufgrund seiner klebrigen Beschaffenheit störend. Aus Kleidern sind Propolisflecken nicht mehr zu entfernen.
Im Propolissammeln verhalten sich die Bienenvölker verschieden. Einige Rassen, z. B. die Anatolier, sammeln das ganze Jahr über enorme Mengen. Die dunkle Biene sammelt wohl ähnlich viel, aber erst ab Spätsommer. Die Carnica verwendet im Laufe der Saison eher eine Gemisch aus Wachs und Propolis, im Spät sommer erst reine Propolis.
Völker, welche vor der Einwinterung (August) bereits größere Mengen an Propolis sammeln, werden schlecht benotet. Im September / Oktober, bei der Abnahme der Futtertröge bietet sich eine gute Gelegenheit, die Völker eines Standes miteinander zu Vergleichen.
Die absolute Unterdrückung des Propolissammeltriebes wäre unnatürlich und für das Bienenvolk gewiß schädlich. Entsprechend trachten wir nach einem eher verhaltenen Sammeltrieb, der sich vor allem kaum vor Ende der Saison bemerkbar macht. Idealvölker entfernen im Frühjahr ein Großteil der Propolis von den Rähmchen (hobeln des Beuteninnenraumes).
Der Buckfaststamm ist der einzige bekannte Bienenstamm, bei dem bezüglich dieser Eigenschaft überhaupt einer Auslese erfolgt. Entsprechend hoch liegt das Zuchtniveau im Vergleich zu anderen Zuchtrassen.
Die Umweiselung unserer Ertragsvölker erfolgt im September/Oktober oder/und März/April. Sämtliche überdurchschnittlich guten Königinnen verbleiben aber vorerst auf den Ständen in den Ertragsvölkern. Die weitere Überwinterung und die Frühjahrsentwicklung sind wichtige Auslesekriterien. Nach erfolgter Überwinterung werden die besten dieser Königinnen bei Beginn der Frühtracht mitsamt drei Brutwaben und einer Deckwabe zum Zuchtstand gebracht. Sie dienen dort als Zuchtmütter.
Mittels Wage werden alle unsere Völker Ende September auf ein einheitliches Gewicht gebracht. Im Januar wird auf unseren Ständen generell eine Totenfallkontrolle durchgeführt. Ein besonderes Augenmerk haben hier natürlich Völker mit potentiellen Zuchtmüttern. Im zeitigen Frühjahr wird die Zehrung im Vergleich zur Volksstärke bewertet. Völker, welche zu übermäßiger Winterbrut neigen vergeuden bekanntlich ihre Volkssubstanz. Unter Volkssubstanz verstehe ich nicht nur die Bienen sondern genauso die Vorräte an Pollen und Futter. Im günstigsten Fall kann Winterbrut einher gehen mit übergroßer Volksstärke nach der Überwinterung und Futtermangel, im ungünstigen Fall aber in der Folge mit Anzeichen von Faktorenkrankheiten, z. B. Nosematose (Siehe auch unter „Vitalität Bienen“).
Möglichst ausgedehnter Brutstopp, sparsamer Umgang mit der Volkssubstanz in der inaktiven Zeit. Honigraumreife ab Ende April (für unsere Gegend) ohne jede Verstärkungsmaßnahmen.
Entgegen vielen anderslautenden Berichten neigt die reine Buckfast bei uns zu einem frühen Brutstopp, ab etwa Mitte Oktober sind die meisten Völker brutfrei. Unabhängig der Außenwitterung pflegen alle Völker nach Mitte Januar hingegen Brut, und zwar unabhängig von der Rasse, auch die Buckfast. Kreuzungen verhalten sich oft anders. Nicht immer führt aber die Heterosis bei Kreuzungen zu vermehrter Winterbrut, wie unsere Medakreuzungen klar bewiesen. Winterverluste beschränken sich auf einige wenige weisellose Völker.
Die Zucht auf verbesserte Varroatoleranz steckt in den Kinderschuhen. Die Grundlagenforschung bezüglich diesem Parasiten bringt Jahr für Jahr neue Erkenntnisse. Überall bemüht man sich derzeit um den Aufbau von Arbeitsgruppen „Varroatoleranzzucht“. Auch die GdB verfolgt verschiedene Möglichkeiten.
Nach der Behandlung im August jeden Jahres wurde bisher der Abfall an Milben abgeschätzt, und die Völker pro Stand benotet. Die Zukunft muß zeigen, ob neue indirekte Parameter hinzugezogen werden.
Interessant sind m.E. Völker, welche bei hohem Brutumsatz einen geringen oder nur mäßigen Befall aufweisen. Genauso interessant sind Völker, welche bei hohem Invasionsdruck von außen (durch unbehandelte Völker in der Umgebung) und bei darauffolgend starkem Eigenbefall keinerlei Anzeichen von Sekundärinfektionen zeigen.
Das Zuchtziel ist klar: Völker, welche ohne Behandlung überleben.
Derzeit sind keinerlei Anzeichen wirklicher Resistenz sichtbar. Dieser Status gilt für alle Zuchtrassen Europas. Einziger Lichtblick: Mußten wir zu Beginn der Varroa- Epidemie, Anfang der 80er Jahre, völkerrettende Behandlungsmaßnahmen regelmäßig gegen Mitte Juli einleiten, so zeigen sich heute keinerlei sichtbaren Schäden an den Völkern vor Mitte August.
Ich hoffe mit diesen Zeilen einen Beitrag zum besseren Verständnis der Auslese von Bienenvölkern geleistet zu haben. Mit einer ständigen Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis werden wir uns wohl oder übel abfinden müssen. Die Auslese von Bienenvölkern ist komplex, für Außenstehende oft nicht transparent. Das eigentliche Problem besteht in der Tatsache, daß man in der Auslesepraxis von Bienenvölkern zu keiner sinnvollen Norm kommt. Je mehr man die Zusammenhänge zu verstehen sucht, je komplizierter und verwirrter wird die Materie. Selbst dann wenn man, wie hier, populationsgenetische und biogenetische Aspekte der Züchtung vorerst außen vor läßt.
Eine seriöse Zuchtauslese bedingt in jedem Fall und vor allem die exakte Erfassung des Phänotypus und der Lebenslage der einzelnen Völker (und Linien) des jeweiligen Bestandes oder Betriebes. Dies wiederum setzt voraus, daß regelmäßig und konsequent der ganze Bestand durchgearbeitet und bewertet wird, und zwar durch ein und die selbe Person. Dem menschlichen Aufnahmevermögen sind aber Grenzen gesetzt. Diese Grenzen stellen eine der Schranken dar, denen jeder seriös geführter Zuchtbetrieb unterliegt.
Auch mit dieser Tatsache werden wir Vorlieb nehmen müssen.
Original : Der Buckfastimker 10(Heft 4) 2001, S.6-22. Das Diskussionsforum der Buckfastimker |
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